Letzte Adresse: Pfarrhaus Deilinghofen, Felsenmeerstr. 6

Zum Leben des Schauspielers und kreativen Autors Gerhard Valentin (1919-1975),
der als Deilinghofer im Evangelischen Gesangbuch steht…


(von Friedhelm Groth)


Artikel aus: Deilinghofer Käseblättchen, Juni-Ausgabe 2018  
PDF-Datei zu Gerhard Valentin, vier DIN-A4-Seiten
HIER
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"De facto lebte mein Vater vor seinem Tod nur einen Monat im Pfarrhaus an der heutigen Pastoratstraße; damals hieß das ja noch: Felsenmeerstr. 6", sagt Christian Valentin (55), der heute immer noch im Deilinghofer Gemeindegebiet wohnt. Das Haus, in dem Christian Valentin mit seiner Frau Tanja lebt, steht in Brockhausen am Forstweg 15; die Valentins haben es von der früheren Presbyterin Gisela Beckmann erworben. Die Beiden haben bis heute viele gute Bekannte aus dem Kreis des CVJM Deilinghofen.

Damals im denkwürdigen Jahr 1975, als sein Vater auf dem Weg nach Haus Villigst auf der Rotehausstraße bei der Autofahrt zu seiner neuen Arbeitsstelle - wahrscheinlich wegen eines Herzanfalls - verunglückte und an den Folgen später am 6.9.1975 im Krankenhaus in Bochum-Langendreer verstarb, da war Christian als 12-jähriger Junge in sehr schlimmer Weise getroffen.

Sein Vater Gerhard Valentin war erst im August des Vorjahres Witwer geworden, als seine Ehefrau Ursula Valentin, Christians leibliche Mutter, in Berlin-Zehlendorf starb. Sicherlich u.a. auch wegen des zu versorgenden Sohns Christian (geb. 1962) kam es für Gerhard Valentin schon ein Jahr später - Anfang August 1975 - zur Heirat mit der Pfarrerin Sigrun Valentin (verwitwete Gempel, geb. Korthaus), die in der gleichen Zeit als Nachfolgerin von Pfr. Alfred Ravenschlag Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Deilinghofen wurde (dort war sie die erste Frau im Amt).

Christian Valentin erzählt uns, wie er das alles als Teenager erlebt hat: "Ich hatte ja einen relativ alten Vater, er war Jahrgang 1919 und hatte erst sehr spät geheiratet, und ich wurde als erstes und einziges Kind geboren, als er schon 43 Jahre alt war. Deshalb hat er nach dem Tod meiner Mutter alles daran gesetzt, dass ich, sein lang ersehntes Wunschkind, ein gutes Zuhause behalte. So kam ich nach Deilinghofen ins Pfarrhaus. Nach dem Tod meines Vaters hab ich es meiner Stiefmutter Sigrun Valentin-Bette zu verdanken, dass ich nicht in ein Heim kam, sondern aufwachsen konnte als Halbwüchsiger in einem Pfarrhaus. Mein Vater wurde auf dem Deilinghofer Friedhof begraben. Aber das Grab gibt es seit 2015 nicht mehr". "Eigenartig", fügte er hinzu: "er war 55 damals als er starb, genauso alt, wie ich heute bin…"

Als mir Christian Valentin dieses alles schilderte, hatte er zu dem Interviewbesuch in einem Koffer eine Fülle von Bildern und Dokumenten aus dem Leben seines Vaters Gerhard Valentin mitgebracht. Aber dass sein Vater ein ganz ungewöhnlich kreativer und charismatischer Mensch, Künstler und Christ war, das hatte ich schon selbst gewusst aus eigener Anschauung!

Denn just in seinem Todesjahr 1975 stand ich (damals Vikar in Wanne-Eickel) kurz vor meinem Zweiten Theologischen Examen, und in dieser sog. "zweiten Ausbildungsphase" hatte unser Vikarskurs einen Kreativkurs im Haus Villigst, das war ein längerer Workshop, den ein Schauspieler und Autor abhielt, eben dieser eindrucksvolle Mann Gerhard Valentin, der mir mächtig imponierte und von dem ich damals schon wusste, dass er mehrere christliche Lieder geschrieben und übersetzt hatte, dass er viel für evangelische Jugendarbeit verfasst und herausgegeben hatte, nicht zuletzt auch diverse Laienspiele, aber auch kabarettistische Sachen, Bänkelgesänge und Moritaten. Jedenfalls war er eine Persönlichkeit, die man nicht vergisst, u.a. habe ich von ihm sein Büchlein: "Ihr Leute, hört nun die Geschichte" bekommen, das er mir auch mit seinem Autogramm signierte (Bild rechts, Titelbild dazu weiter hinten). Dass er wenig später ein Deilinghofer wurde, habe ich damals nicht mitbekommen, auch von seinem Tod und davon, dass er der Ehemann meiner Vorgängerin war, habe ich erst in meiner Deilinghofer Zeit erfahren.

Es war ein in vieler Hinsicht denkwürdiges Jahr - 1975! Für Sigrun Valentin-Bette (wie sie dann später nach ihrer Heirat mit Pfarrer Bette hieß), war es das erste Jahr in Deilinghofen, da hatte sie direkt nach der Verheiratung den Verlust des Ehemannes zu verkraften und die Versorgung des Teenagers Christian in ihrer Verantwortung, sie hatte sich im Dorf als Frau im Pfarrhaus durchzusetzen, und dann gab es noch etwas am 1. Advent jenes Jahres 1975: das Martin-Luther-Haus an der Hönnetalstraße wurde eingeweiht.

(Unten: Typische Tuschezeichnung von Frau Valentin-Bette aus dem ersten Gemeindebrief; sie war es, die Gemeindebriefe in der Kirchengemeinde Deilinghofen einführte…)


 

"Letzte Adresse: Pfarrhaus Deilinghofen…" und "der als Deilinghofer im Gesangbuch steht" - diese beiden Charakterisierungen in der Überschrift deuten an, dass wir näher auf Gerhard Valentin, sein Schaffen und seinen weiteren Lebenslauf einzugehen haben.

Er war ein Künstler zwar, doch ein überaus ordentlicher Mensch, der Gerhard Valentin, einer der nichts wegwarf und alles dokumentierte. Auch seinen Anmeldungsschein für Deilinghofen (offizieller Einzug: 20.August 1975; im Bild HIER zu sehen) hat er aufbewahrt. Allerdings ist auf diesem Anmeldeschein die handschriftlich nach alter Manier geschriebene Adresse "5872 Deilinghofen" durch "5870 Hemer" überschrieben und korrigiert, denn mit dem 1.1.1975 war ja dieses nach der kommunalen Neuordnung die korrekte neue Adressbezeichnung und Postleitzahl (wenig später wurde dann durch die gleiche Neuordnung "Felsenmeerstraße" zu "Pastoratstraße").

Jedenfalls steht durch diesen ungewöhnlichen kurzzeitigen Bewohner des Dorfs am Felsenmeer "Deilinghofen" im Evangelischen Gesangbuch!
Im Anhangsteil des Evangelischen Gesangbuchs stehen unter "Beigaben zur Liederkunde" die Kurzlebensläufe aller Liederdichter, und da findet man auch Bemerkungen zum Leben von Gerhard Valentin, ferner seine in unser Gesangbuch aufgenommenen Lieder, deren Texte von ihm stammen (Näheres zu Liedertexten von ihm auch HIER):

Nr. 266 ("Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen" - Übersetzung des berühmten schönen älteren Liedes aus der anglikanischen Kirche in England; vom Weltgebetstag besonders bekannt), ferner Nr. 277 ("Herr, Deine Güte reicht, soweit der Himmel ist"; Str. 2-5) und Nr. 548 (im rheinisch-westfälischen Anhangsteil: "Die Weisen sind gegangen…").

Er sei "gest. 1975 in Hemer", liest man da auf S.1592 in der rheinisch-westfälischen Ausgabe (und er gehöre zur Rubrik VI, 2: "Neues Lied und Ökumene").
Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne (seine ausführliche Recherche im "O-Ton" HIER) hat als passionierter Sammler von Gesangbüchern und guter Kenner der Materie herausgefunden, dass zwar in der rheinisch-westfälischen Ausgabe des Evangelischen Gesangbuchs nur "Hemer" steht, hingegen in den anderen Ausgaben der übrigen deutschen Landeskirchen präziser "Hemer-Deilinghofen" - so dass (so gesehen) Gerhard Valentins "letzte Adresse" Deilinghofen wortwörtlich im Gesangbuch steht (sein Beispiel HIER im Bild)…

Mehr zum Lebenslauf und zu dem Wirken und der Art seines Vaters erfuhren wir von Sohn Christian Valentin. Er schilderte viel vom Leben in seinem Elternhaus in Berlin und wie er seinen so ungemein kreativen und künstlerisch aktiven Vater damals erlebte. Christian kann fast gar nicht alles aufzählen, was sein Vater von Jugend auf erlebt und gelernt hat: Lehrerausbildung in Cottbus für das Lehramt für Volksschulen, abgeschlossen 1939, Weiterstudium Anglistik und Germanistik in Berlin bis 1941, dann Wehrdienst und Gefangenschaft, nach dem Krieg auch religionspädagogische Ausbildung, ferner Schauspielschule in Berlin (1952-1954), Arbeit an der "Vaganten Bühne" Berlin (die noch heute besteht - in der Nähe des Kurfüstendamms, vgl. www.vaganten.de), da war er nicht nur Schauspieler, und er hat da auch Regie geführt, Sprecher und Hörspielleiter beim Ev. Rundfunk in Berlin und ansonsten vielfältig in den Ev. Jugendarbeit und Jugendbildung tätig mit dem besonderen Schwerpunkt Laienspiel. Schon von Jugend an war Gerhard Valentin Mitglied eines Schülerbibelkreises ("B.K. Ulrich von Hutten" in Berlin, vgl. HIER) gewesen.

Neben Liedern - wie oben angedeutet - gingen viele Hefte mit Stücken von Gerhard Valentin und andere seiner schriftstellerischen Arbeiten gedruckt an die Öffentlichkeit.

Sohn Christian erzählt z.B. von dem bekannten Autor Arnim Juhre (1925-2015). Dieser Christ und Schriftsteller war ähnlich wie Valentin auch Texter neuerer Kirchenlieder. 1982-1990 war Juhre Literaturredakteur des renommierten "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts". Für Gerhard Valentin war er ein enger Schriftstellerfreund. Wie nah sich beide persönlich standen, sieht man daran, dass bei Christians Valentins Taufe in Berlin Arnim Juhre sein Patenonkel wurde. Ähnlich war es mit dem zwei Jahrzehnte älteren berühmten christlichen Schriftsteller Rudolf Otto Wiemer (1905-1998; vgl. zu Wiemer auch diese Wiemer-Webseite). Zwischen diesem und Gerhard Valentin bestanden Kontakte, und Wiemer schenkte bei einer Gelegenheit dem kleinen Christian sogar ein signiertes Exemplar seines bekannten Kinderbuchs "Der gute Räuber Willibald", ein Buch, das der Junge mochte und bis heute in Ehren hielt.

Den Weg, der Gerhard Valentin von Berlin in seinen letzten Jahren nach Düsseldorf und danach nach Deilinghofen bzw. Villigst führte, fassen wir mit Worten des Theologen Lebrecht Schilling zusammen (vgl. dessen trefflichen biographischen Beitrag in: Wolfgang Herbst (Hg.), Komponisten und Liederdichter des Evangelischen Gesangbuchs, Göttingen 1999 , S. 331 f.), der zu Gerhard Valentins Biographie in dieser Zeit ausführt:

"Beim Kirchentagskabarett K(l)eine Experimente bewährte er sich ab 1959 als Texter und Schauspieler. Die Jahre bis 1961 dürfen wegen der Vielfalt der Kontakte und Anregungen, die er gab und empfing, als künstle-risch und menschlich besonders ertragreiche Periode gelten. Von 1966 an übertrug ihn der Deutsche Thea-terverlag in Weinheim/Bergstraße die Herausgabe der Laienspielreihe Die Spielschar. An den Bestrebungen zur Gottesdienstreform der sechziger Jahre beteiligte er sich vor allem durch Texte zu neuen Liedern in Teamarbeit [...]. Die Evangelische Jugendkammer im Rheinland berief ihn 1967 zum Referenten für die mu-sisch-kulturelle Jugendarbeit, eine Aufgabe, die er bis 1975 wahrnahm. Ab Frühjahr 1975 in gleicher Position bei der Evangelischen Kirche von Westfalen tätig, verstarb er völlig überraschend bei einer Autofahrt."

Wer übrigens eine interessante und auch theologisch sachgerechte Deutung der wichtigen Liedübersetzung Gerhard Valentins lesen will (des genannten ökumenischen Liedes "Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen") findet sie auf vier Seiten im Internet als PDF-Datei unter: http://www.mission.de/fix/files/downloads/mission-oekumene-kirchenlied.pdf 
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Eine humorvolle Kostprobe

Gerhard Valentin
Die Moritat vom Kirchenschlaf

Ihr Leute, hört nun die Geschichte,
die ich im strengen Kirchenton
zu meiner Orgel euch berichte
- womöglich kennt ihr sie auch schon.
Das Thema ist nicht zu erschöpfen,
wenn mancher auch darüber lacht,
und hat selbst höchst gelehrten Köpfen
viel Mühe und Verdruß gemacht;
Herr Meier, den ich heute traf,
nennt's den gesunden Kirchenschlaf.

Wenn der Herr Pfarrer voller Wonne
im Konfirmandenunterricht
von Bußgeist und von Gnadensonne
und andern Heilsartikeln spricht,
dann freuen sich die lieben Kindlein,
wobei ihr Grinsen sich verstärkt,
und der Herr Pfarrer müsste blind sein,
der dies Ergebnis nicht bemerkt;
drum freut sich selbst das dümmste Schaf
auf den gesunden Kirchenschlaf.

Wenn man am Sonntag eine Predigt
ganz wohlgesonnen hören will,
so wird man ziemlich rasch erledigt
durch Kanzelton und Kirchendrill;
und wenn sie dich genügend quälten,
kommt noch die neue Liturgie,
die ist nur für die Auserwählten,
Ich jedenfalls begreif sie nie
und profitiere deshalb brav
vom sehr gesunden Kirchenschlaf.

Wagt man ein Auge zu riskieren
in das geschätzte Kirchenblatt,
bekommt man leider gleich zu spüren,
wes Geistes Kind man vor sich hat:
der Redakteur ist unbeweglich,
und die ziemlich kläglich,
und Politik liegt völlig schief;
als Überschrift und Epitaph
passt: der gesunde Kirchenschlaf.

Ihr Leute, helft mir überlegen:
was kann die arme Kirche nun,
wenn solche Stimmen sie bewegen,
zu ihrer Seelenruhe tun?
Die Frage stellt man nur mit Bängnis,
und jedem leuchtet dabei ein:
es wäre wirklich ein Verhängnis,
drei Meilen hinterm Mond zu sein;
drum rüttelt alle, die's betraf,
aus dem gesunden Kirchenschlaf!
 



Text- und Bildzugaben zu Gerhard Valentin

Doppel-Zeitungsartikel Iserlohner Kreisanzeiger 14. Februar 2006 (Paul Kramme) über Gerhard Valentin und seine Ehefrau Sigrun Valentin-Bette, die ehemalige Deilinghofer Pfarrerin





Liedertexte
Bis Mai 2018 hatten wir auf dieser Webseite Liedertexte von Gerhard Valentin und auch Noten zu Liedern von ihm veröffentlicht. Das trauen wir uns in der Gegenwart wegen Urheberverletzungsproblemen nicht (das Recht zur Veröffentlichung der "Moritat vom Kirchenschlaf" hat uns Christian Valentin erteilt).
Aber die Liedanfänge und weiteren Angaben zu den Liedern sollen hier doch stehen:

EG 266
Str. 1dt. bis Str. 5 dt.
Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen
und wird vom Dunkel überweht. [...]
Text: Gerhard Valentin 1964 nach dem englischen »The day thou gavest, Lord, is ended« von John F. Ellerton 1870
Melodie und Satz: Clement Cotterill Scholefield 1874

EG 277
Kehrvers Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Text: Kehrvers und Str. 1 Psalm 36,6-7; Str. 2-5 Gerhard Valentin 1965
Melodie: Herbert Beuerle 1965

Lied Gerhard Valentins im Rheinisch-Westfälischen Regionalteil des EG:
RW 548
Die Weisen sind gegangen
Str. 1-5, Text: Gerhard Valentin 1965, Melodie: Oskar Gottlieb Blarr 1969

Zwei Valentin-Lieder im  Hessen-Nassauischen Regionalteil des EG:

HN 554 Gottes Volk geht nicht allein
Kehrvers
Gottes Volk geht nicht allein durch die Zeiten,
Gott will selber bei ihm sein und es leiten.
Strophen
Str. 1-3, Text: Gerhard Valentin 1971
Melodie: Johannes Petzold 1972

HN 573 Lobt den Herrn
1. Lobt den Herrn, lobt den Herrn,
unter uns erblüht sein Stern.
Lobt den Herrn, lobt den Herrn [...]
Str. 1-3, Text: Gerhard Valentin 1973
Melodie: aus Israel

Zusätzlich werden Gerhard-Valentin-Lieder auf der Webseite "die christliche liederdatenbank" unter liederdatenbank.de vorgestellt:
Es sind acht an der Zahl, die  von den Liedanfängen genannt werden und bei denen das Entstehungsjahr sowie der Komponist und das Kompositionsjahr zugefügt wird und dann auch das Liederbuch, in dem das jeweilige Lied zu finden ist.
Das alles ist zu "Gerhard Valentin" HIER einzusehen.



Gerhard Valentin und der Schülerbibelkreis B.K. (aus den Unterlagen, die er hinterließ; zu Abkürzung BK vgl. HIER):



Schauspieler Gerhard Valentin in einer weiteren Bühnenrolle:



 




Pfarrer i.R. Wilhelm Gröne in einer Mail über Gerhard Valentin und Hemer bzw. Hemer-Deilinghofen im Evangelischen Gesangbuch (EG):
Am 25.05.18, 18:14 mailte Wilhelm Gröne:


Lieber Friedhelm,
da hast Du ein Fass bei mir aufgemacht! Alle Ausgaben des EG, einschließlich Stammausgabe, bringen die Ortsangabe Hemer - Deilinghofen (der Ort wurde bei der kommunalen Neuordnung zum 01. 01. 1975 in die Stadt Hemer eingegliedert), selbst die Ausgabe für Österreich hat diese Version - nur unser rhein.-westf. und das reformierte EG schreiben "Hemer". Auch das "Kleine(s)
Nachschlagewerk zum Evangelischen Gesangbuch" ( bestimmt für Bayern, Mecklenburg und Thüringen ) schreibt auf S. 90:
"Hemer-Deilinghofen". Im "Vorentwurf" zum EG von 1988 hg. von den Gesangbuchausschüssen der EKiD und des "Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR" heißt es im Abschnitt "Die Verfasser" zu Gerhard Valentin: "...dann Referent für musisch-kulturelle Bildungsarbeit der Evangelischen Kirche in Düsseldorf und Hemer-Deilinghofen; gest. 1975."
Auch unsere "ausschließlich für das Stellungnahmeverfahren" bestimmte Ausgabe Rheinland, Westfalen und Lippe, 1995,
schreibt auf S. 1472 "...gest. 1975 in Hemer-Deilinghofen."
Von den "Freikirchen" schreibt das "Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine" von 2007: "...gest. 1975 in Hemer "
Das Gesangbuch der Adventisten "Wir loben Gott ..." übernimmt die Formulierung des Vorentwurfs zum EG 1988.
Das "Liederbuch der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten" "glauben hoffen singen" 2015, 1. Aufl. schreibt dagegen nur "Hemer".
So auch das "Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche" Stuttgart - Zürich - Wien 2002 und das "Mennonitische(s) Gesangbuch" 2004, 1.Aufl.
Zum Schluss ein mE. sehr schönes Gesangbuch: "Gebet= und Gesangbuch der Christkatholischen Kirche der Schweiz" ,
1. Aufl. 2004, 2. Auflage 2006. Dazu gibt es einen Begleitband, u.a. mit Angaben zu den Verfassern. Dort steht auf S. 70:
*1919 in Berlin, + 1975 in Hemer-Deilinghofen (Nordrhein-Westfalen).
Soweit in aller Kürze meine Recherchen. [...] Viele Grüße [...], Wilhelm.

Dazu passende Zusatzinfos von Dr. Wolfgang Dietrich (Unna), über das in FeGs gebräuchliche Gesangbuch: Gemeindelieder, Oncken Verlag Wuppertal und Kassel - Bundes-Verlag Witten 1988. (Dietrich dazu: "Das heißt bei uns nur 'rotes' Liederbuch [...] Nachfolger des 'Gemeindepsalters'")
In diesem Buch ist die Vita von Gerhard Valentin nach einem Scan von W. Dietrich so verzeichnet (mit "Hemer-Deilinghofen"):




Um welche Valentin-Lieder es sich handelt, die in den FeGs gesungen werden (siehe Liederliste in dem Scan), hat Wolfgang Dietrich so aufgeschlüsselt:
Nr. 75: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist (5 Strophen)
Nr. 96: Gott ist bei uns, und wir sind sein eigen (3 Strophen) 
Nr. 351, Str. 2-5: Lass unsre Füße nicht in die Irre gehen (1. Strophe: Ernst Lange)
Lass unsre Augen offen für alles sein (2. und 3. Strophe: Gerhard Valentin)
Nr. 467, Str. 2-5: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht (1. Strophe: Ernst Lange)
Gottes der Morgen im wachsenden Schein (2. bis 5. Strophe: Gerhard Valentin)
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Ferner verweist Wolfgang Dietrich auf ein zweites Liederbuch
(Dietrich dazu: "Das heißt bei uns nur 'blaues' Liederbuch"), das in den FeGs benutzt wird:
Feiern & Loben. Die Gemeindelieder, Hänssler Verlag Holzgerlingen - Bundes-Verlag Witten - Oncken Verlag Kassel und Haan 2003.
Da steht zu Gerhard Valentins Tod:  "+ 1975 Hemer" (ohne Zusatz "Deilinghofen").
Und es kommt darin allein dieses Valentin-Lied vor:
Nr. 370 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist (5 Strophen)

Zwei weitere freikirchlich gebräuchliche Liederbücher haben nach Wolfgang Dietrich keine Valentin-Lieder: 1) Ich will dir danken. Lieder für die Gemeinde, Verlag Holzgerlingen - Bundes-Verlag Witten 1991 und 2) Neue Gemeindelieder, Oncken Verlag Wuppertal und Kassel 1993. Kleines baptistisches Gesangbuch (nur 161 Titel).

 



Kurzvita Gerhard Valentin, wie sie in diesem Fall im Evangelischen Gesangbuch (EG) steht (mit "Hemer-Deilinghofen"!), und zwar in derjenigen Ausgabe von 1993, bei der auf der Titelseite steht:
"Ausgabe für die Evangelische Landeskirche Anhalts, die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, die Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz, die Pommersche Evangelische Kirche, die Evangelische Kirchenprovinz Sachsen"


 

Deilinghofer Anmeldebestätigung 1975: